Empfehlung der Ethikkommission für Berufe in der Pflege – Niedersachsen
Verdeckte Rationierung in der Pflege: Ursachen und Konsequenzen von unerledigten Pflegeleistungen. Ethische Reflexion und Empfehlungen
Die Ethikkommission für Berufe in der Pflege Niedersachsen hat ihre zweite Empfehlung veröffentlicht. Sie beleuchtet ein bislang wenig thematisiertes, aber drängendes Problem: die verdeckte Rationierung notwendiger Pflegeleistungen bei knappen Ressourcen – und deren Auswirkungen auf Pflegequalität, Gerechtigkeit und Berufsethos.
Unerledigte Pflegeleistungen als berufsethisches Dilemma
Pflegefachpersonen arbeiten unter permanentem Zeit- und Personaldruck. Immer häufiger müssen sie fachlich notwendige Maßnahmen verschieben, verkürzen oder ganz unterlassen. Weil verbindliche Leitlinien für den Umgang mit solchen Engpässen fehlen, treffen sie diese Entscheidungen oft allein und im Stillen. Die Ethikkommission warnt: Diese verdeckte Rationierung widerspricht nicht nur den Grundwerten des Berufs, sondern belastet Pflegende auch moralisch erheblich.
Ethische Konflikte im Pflegealltag – anschaulich gemacht
Anhand realitätsnaher Fallszenarien veranschaulicht die Empfehlung, wie Pflegefachpersonen tagtäglich mit ethischen Dilemmata ringen. Sie müssen zwischen fachlicher Notwendigkeit und praktischer Machbarkeit abwägen. Diese ständigen Konflikte hinterlassen Spuren: moralische Belastung, Erschöpfung und langfristig die Gefahr einer schleichenden Deprofessionalisierung.
Pflegefachpersonen mit den Folgen des Ressourcenmangels nicht allein lassen
Die Ethikkommission für Berufe in der Pflege fordert, verdeckte Rationierungen und das damit verbundene Problem unerledigter Pflegemaßnahmen offen zu benennen und auf mehreren Ebenen anzugehen. Pflegefachpersonen müssen darin gestärkt werden, mit Ressourcenknappheit ethisch reflektiert umzugehen – dürfen aber nicht allein die moralische Verantwortung tragen. Die Ethikkommission appelliert an Politik und Pflegeorganisationen – wie Einrichtungen, Kliniken oder Träger – strukturelle Voraussetzungen für eine faire und qualitativ hochwertige Pflege zu schaffen.
Transparenz statt Tabu Ein zentrales Plädoyer der Empfehlung lautet: Verdeckte Rationierungen müssen benannt und in transparente, ethisch begründete Entscheidungsprozesse überführt werden. Die Einbeziehung von Patient:innen und Angehörigen sowie ein strukturiertes Vorgehen auf organisatorischer Ebene sind dabei unerlässlich. Nur so kann einer ungerechten oder gar diskriminierenden Ressourcenverteilung entgegengewirkt werden.Die vollständige Empfehlung ist auf der Website der Ethikkommission abrufbar. Eine Kurzfassung folgt in Kürze.Information:Die Ethikkommission für Berufe in der Pflege wurde durch das niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung berufen. Ihre 17 Mitglieder geben beruflich Pflegenden Hilfestellung, indem sie zu berufsethischen Fragen der Pflegepraxis beraten und Stellungnahmen zu aktuellen Themen erarbeiten.Kontakt:Ethikkommission für Berufe in der Pflege, Niedersachsen
GeschäftsstelleHumboldtallee 36 37073 Göttingen Telefon: 0551-39 35345 E-Mail: info@pflegeethikkommission-nds.de Info: www.pflegeethikkommission-nds.de

Informations- und Dokumentationsstelle
Ethik in der Medizin

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