News: SAMW Stellungnahme Organspende nach assistiertem Suizid

Organspende nach assistiertem Suizid? Medizinisch-ethische Überlegungen

07.07.2025 – Die Anzahl assistierter Suizide steigt. Vereinzelt möchten Suizidwillige nach dem Tod ihre Organe spenden. Zurzeit wird die Organspende nach Suizidhilfe in der Schweiz nicht praktiziert. Sollte es dazu kommen, stellen sich neue medizin-ethische Herausforderungen. Die Zentrale Ethikkommission (ZEK) der SAMW nimmt dazu Stellung.

Unabhängig voneinander werden Organspende und Suizidhilfe in der Schweiz seit Jahren praktiziert. Sowohl zur Suizidhilfe wie auch zur Organspende stellt die SAMW medizin-ethische Richtlinien bereit. In der Kombination stellen sich jedoch erweiterte medizin- und berufsethische Fragen. Mit einer Stellungnahme will die ZEK eine vertiefte Diskussion anstossen. Sie fasst dazu zuerst die medizinischen Fakten und den Ablauf zusammen. Sollte es zu Organspenden nach Suizidhilfe kommen, müsste der assistierte Suizid in einem Spital bzw. Transplantationszentrum stattfinden. Hierfür sind rechtliche und organisatorische Fragen zu klären.

Ethisch stellen sich die Herausforderungen bei Organspenden nach Suizidhilfe insbesondere im Zusammenhang mit der Autonomie, einem Grundpfeiler der Medizinethik: Einerseits wäre die Autonomie der Entscheidung zur Organspende besser sichergestellt als in anderen Fällen postmortaler Organspende. Andererseits würde es schwieriger, die Selbstbestimmtheit der Suizidentscheidung zu wahren angesichts der Möglichkeit, mit einer Spende Leben zu retten. Die Medizin- und Berufsethik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für den Entscheidungsprozess so zu gestalten, dass kein problematischer Anreiz geschaffen wird. Zu beachten ist auch die Autonomie des medizinischen Personals. Am berufsethischen Grundsatz, dass Suizidhilfe keine notwendig zum Berufsprofil gehörende medizinische Handlung ist, ändert die Verschränkung der Suizidhilfe mit der Organspende nichts.

Auch sozialethische Aspekte sind zu berücksichtigen: Die Durchführung von Organentnahmen nach Suizidhilfe könnte die öffentliche Wahrnehmung des medizinischen Berufsstandes und die Bereitschaft zur Organspende verändern. Die ZEK ist der Auffassung, dass über all diese Herausforderungen vertieft debattiert werden sollte und möchte mit ihrer Stellungnahme einen Beitrag dazu leisten.

Die Stellungnahme finden Sie auch auf unserer neuen Themenseite «Suizidhilfe», die allgemeine und häufig gestellte Fragen (FAQ) zu diesem Thema beantwortet: samw.ch/suizidhilfe.